Angehörige

Sie kennen eine Frau, die sexualisierte Gewalt erfahren hat?
Die vielleicht sogar vergewaltigt wurde?
Oder Sie kennen ein Mädchen, das Opfer wurde?
Es handelt sich um eine Freundin?
Oder um eine Verwandte von Ihnen?

Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Wie können Sie helfen?
Hier finden Sie Informationen.

Allgemeines

Eine Vergewaltigung ist sehr schlimm.
Sie verletzt die Frau körperlich und seelisch sehr stark.
Vergewaltigung hat mit Macht zu tun:
Männer zeigen auf diese Art und Weise, dass sie Macht über die Frau haben.
Die Frau kennt den Täter in den meisten Fällen schon vorher.

Während der Vergewaltigung setzt der Täter seine Macht ein.
Die Frau ist ihm schutzlos ausgeliefert.
Sie fühlt sich ohnmächtig, hilflos und einsam.
Und sie fühlt: Sie selbst hat keine Macht.
Sie kann die Situation nicht verändern.

Wie verhält sich eine Frau direkt nach der Vergewaltigung?
Das ist sehr unterschiedlich.
Klar ist aber: Die Frau steht immer stark unter Schock.
Sie kann sich zum Beispiel so verhalten:

  • Sie wirkt nach außen ruhig und gelassen
  • Sie weint viel, sie kann sich tagelang nicht beruhigen, sie kann nicht schlafen, sie kann sich nicht entspannen
  • Sie wirkt nach außen wie erstarrt, sie wirkt verstört und leer
  • Sie spricht am Anfang über die Tat, danach aber nicht mehr

Das Verhalten sagt aber nichts darüber:
Wie schlimm war die Vergewaltigung für die Frau.
Jede Frau geht damit anders um.

Ist die betroffene Frau ihre Partnerin?
Dann ist auch dieses Verhalten möglich:
Vielleicht kann Ihre Partnerin Ihre Nähe erstmal nicht ertragen.
Vielleicht möchte sie über längere Zeit keine Sexualität mit Ihnen.
Sie denkt beim Thema Sexualität nur an etwas Schlechtes.
Das Thema Sexualität ruft schlimme Erinnerungen bei ihr hervor.
Ihre Gefühle sind wie betäubt.
Lassen Sie Ihr Zeit. Drängen Sie sie nicht.
Versuchen Sie, sie zu unterstützen.

Was können Sie tun? Wie können Sie helfen?

Seien Sie für Ihre Freundin oder Verwandte da.
Menschen, denen sie vertraut, sind jetzt sehr wichtig!

Zeigen Sie ihr:
Ich höre Dir zu. Und ich spreche mit Dir, wenn Du es möchtest.
Ich verurteile Dich nicht.
Ich nehme die Situation so an, wie sie ist.
Und ich nehme Dich so an, wie Du bist.
Aber drängen Sie sie nicht zu einem Gespräch.
Sie spricht mit Ihnen, wenn Sie es möchte.

Fragen Sie nicht:
Warum hast Du Dich nicht gewehrt?
Warum konntest Du das nicht verhindern?
Nur der Täter hat schuld an der Tat!

Lassen Sie ihr die Kontrolle:
Erzählen Sie nichts ohne Absprache weiter.
Geben Sie keine Ratschläge.
Drängen Sie sie zu keiner Entscheidung. Zum Beispiel einer Anzeige.
Und treffen Sie auch keine Entscheidung ohne sie.

Hören Sie genau zu:
Welche Unterstützung wünscht sich die Frau?
Was kann ihr aus ihrer Sicht helfen?
Bewerten Sie diese Wünsche nicht.
Fragen Sie, ob Sie sie unterstützen dürfen.
Aber besprechen Sie jeden Schritt gemeinsam.

Braucht die Frau weiteren Schutz?
Unterstützen Sie sie bei der Organisation.
Alles geht aber nur, wenn sie einverstanden ist.
Zum Beispiel:

  • Sie möchte nicht allein zuhause sein?
    Bieten Sie ihr an: Ich bleibe bei Dir. Oder: Ich übernachte bei Dir.
    Oder helfen Sie, eine Person zu finden, die das machen kann.
    Die Frau muss mit der Person einverstanden sein.
  • Sie möchte Beratung?
    Helfen Sie ihr, den Kontakt herzustellen.
    Zum Beispiel zu einer Beratungs-Stelle.
  • Sie möchte Begleitung?
    Zum Beispiel zu einem Notruf, zur Ärztin oder zur Polizei?
    Bieten Sie ihr an: Ich gehe mit Dir. Ich begleite Dich.
    Oder helfen Sie, eine Person zu finden, die das machen kann.
    Die Frau muss mit der Person einverstanden sein.

Das ist besonders wichtig:
Die Frau soll sich wieder sicher fühlen!

Lassen Sie ihr Zeit!
Eine Vergewaltigung ist sehr schwierig zu verarbeiten.
Jede Frau hat ihr eigenes Tempo.
Erwarten Sie nicht:
Sie ist schnell wieder so wie vorher.
Haben Sie Geduld.
Und zeigen Sie weiterhin: Ich bin für Dich da!

Achten Sie auch auf sich selbst!

Die Zeit nach einer Vergewaltigung ist für niemanden leicht.
Für die betroffene Frau nicht. Und für Sie auch nicht.
Sie wollen unterstützen. Und Sie wollen helfen.
Das ist nicht immer leicht.
Vielleicht fühlen Sie sich:

  • ratlos
  • unsicher
  • hilflos
  • überfordert

Vielleicht sind Sie wütend auf den Täter.
Vielleicht kennen auch Sie den Täter.
Vielleicht denken Sie an Rache.
Vielleicht geben Sie sich selbst die Schuld: Ich hätte die Tat verhindern können oder müssen.

Ihre Gefühle sind durcheinander. Das ist normal.
Eine Vergewaltigung ist eine große Belastung.
Auch für Partner, Angehörige und Freunde.

Holen auch Sie sich Unterstützung!

Auch Sie müssen das nicht allein durchstehen.
Auch Sie haben das Recht auf Beratung. Und Unterstützung.
Das ist kein Zeichen von Schwäche.
Im Gegenteil:
So zeigen Sie:
Sie handeln überlegt. Und Sie handeln verantwortlich.
Für die betroffene Frau. Und für sich selbst.


So erreichen Sie uns

Adresse:
Nikolaikirchhof 5
24937 Flensburg

Telefon: 0461 – 90 90 82 00
Fax: 0461 – 90 90 82 05
E-Mail: frauennotruf@fin-flensburg.de


Diese Internet-Seite ist in Leichter Sprache.